Casino Royale

Schlechtes Ende

Nun habe ich zum zweiten Mal den 007-Film Casino Royale gesehen. Schon beim ersten Mal schien mir der Beginn vielversprechend, aber der Schluss vollkommen unlogisch. Nach dem zweiten Mal hat sich bei mir dieser Eindruck verfestigt. Etwa ab der Entführung der schönen Bond-Partnerin Vesper Lynd ist die Story in sich unglaubwürdig, so sehr, dass das Ende des Films eigentlich nicht mehr nachvollziehbar ist. Mir ist daher unklar, wieso der Film allgemein als so gut bewertet wird.

Und mit einer unglaubwürdigen Story meine ich hier nicht einfache Filmfehler, zum Beispiel, wie die entführte Mrs. Lynd, bei einem minimalen Vorsprung der Entführer auf Bond, plötzlich gefesselt und geknebelt auf die Straße kommt. Oder, im Showdown, der Einsturz des Hauses in Venedig, der von außen gefilmt 15 Sekunden, im Inneren aber mehrere Minuten dauert. Solche Dinge verfälschen die Geschichte nicht als solches, sondern werden als dramaturgischer Effekt eingesetzt. Darin unterscheidet sich Casino Royale nicht von vielen anderen Filmen, und damit kann ich leben.

Mich stört die Wendung in der Story, dass Mrs. Lynd, entweder von vorneherein, oder spätestens nach der Erschießung von Le Chiffre, erpresst wird, dem Terrornetzwerk das gewonnene Geld zu übertragen. Es ist unglaubwürdig, wie diese Geschichte erzählt wird.

Erstens hätte man so einen Deal ganz anders eingefädelt. Wozu überweist Mrs. Lynd ihr Geld auf ihr eigenes Konto, um es dann in Venedig es wieder abzuheben und den Terroristen zu übergeben? Die Überweisung wäre direkt auf ein von den Terroristen angegebenes Konto möglich gewesen. Davon abgesehen kann man (anonyme) 120 Millionen Dollar nicht so einfach in 30 Minuten von der Bank abheben, geschweige denn in einem niedlichen Koffer transportieren.

Zweitens verhält sich Mrs. Lynd bis zur Ankunft in Venedig überhaupt nicht so, als würde sie erpresst. Sie verliebt sich in Bond, und scheint sich langfristig an ihn binden zu wollen, obwohl sie ihn (bzw. den englischen Staat) gleichzeitig um das gewonnene Geld prellt, und damit ihr klar sein muss, dass eine langfristige Beziehung zu Bond nicht möglich sein wird.

Nachvollziehbar wäre entweder, dass Mrs. Lynd ihre reservierte Haltung für James Bond fortsetzen würde, die sie von ihrer ersten Begegnung an hatte. Das wäre dann ein eben ein Häschen weniger für Bond, und vielleicht wäre dies aufgrund der vorherigen Folterung seiner Fortpflanzungsorgane keine so schlechte Sache. Ihr Plan wäre dann, bald getrennter Wege zu gehen, und die Übergabe des Geldes an die Terroristen alleine regeln zu können.

Oder Mrs. Lynd könnte sich wirklich in James Bond verliebt haben - aber dann würde sie ihn über die Erpessung einweihen, und gemeinsam würden sie sich Gegenmaßnahmen überlegen. Dass James Bond gut gegen ein paar Terroristen klarkommt, davon hat sich Mrs. Lynd ja bereits in der Pausen zwischen der Pokerpartie überzeugen können.

Weitere Fragen, die ich hier nicht mehr so genau erörtern möchte, sind: wieso gibt Mrs. Lynd noch, quasi posthum, auf ihrem Handy James Bond einen Hinweis auf den Hintermann Mr. White? Woher wusste sie beim Verfassen dieser Nachricht überhaupt, dass sie sterben würde? Wozu eigentlich ihr Selbstmord? Mir bleibt festzuhalten, dass ich aufgrund der letzten Stunde des Films Casino Royale für schlecht halte.