Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Viele Menschen sind wohl der Meinung, dass ihre Schulausbildung in einem ganz bestimmten Punkt versagt hat. Dieser Punkt ist bei mir die Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg - denn sie war einfach nie dran. Wie kann es nur angehen, dass wir keinmal darüber gesprochen haben, wie es zur Teilung Deutschland kam, warum der Indochina- und Vietman-Krieg geführt wurden (dabei bin ich mir sicher, dass unsere Lehrer gegen den letzteren demonstriert haben) und wie die Europäische Gemeinschaft entstand. Stattdessen haben wir dreimal die französische Revolution durchgenommen. Super!

Mein Interesse für Artikel und Dokumentationen über die Nachkriegszeit (eigentlich über das ganze 20. Jahrhundert) kommt daher nicht von ungefähr. Um so erfreuter war ich, dass der Roman Auf den Schwingen des Adlers, den ich ziemlich wahllos vor einer Zugfahrt aus den Regal gezogen hatte, als Tatsachenroman zur Zeit der islamischen Revolution im Iran 1978/1979 spielt. Den Autor, Ken Follett, hatte ich eigentlich immer in die Mittelalter-Schublade gepackt, im Sinn den packenden Schmöker Die Säulen der Erde.

Das Buch beschreibt also eine Begebenheit, die wirklich passiert ist, nämlich die Befreiungsaktion zweier Mitarbeiter der Firma EDS aus dem Iran. Diese sind dort ohne Anklage über mehrere Wochen inhaftiert, während aufgrund der Revolutionswirren bereits Evakuierungsaktionen für Amerikaner durchgeführt werden. Die Befreiung erfolgt durch ein privates Team, das in den Iran eingeschleust wird, unter abenteuerlichen Umständen auf dem Landweg.

Der Roman ist hochinteressant. Man erfährt, wie der Schah überhaupt an die Macht gekommen ist (als Marionette der USA), warum er im Iran so verhasst war (Verschwendungssucht an sich selber, Verelendung des Volkes, Staatsbankrott), wie der Ayatollah Khomeini 1979 die Macht übernahm, und wer ein gewisser Ross Perot ist (nämlich weiland Chef von EDS, später war er aber mal unabhängiger Präsidentsschaftskandidat der USA). Auch wenn das Buch ein Roman ist, bin ich recht sicher, dass diese Teile der Rahmenhandlung, aber auch die eigentliche Story, sehr genau mit dem wirklich geschehenen übereinstimmt. Alles in allem: sehr spannend und empfehlenswert!

Gelesen: Ende August / Angang September 2003.

END